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                                                                                                              Aktualisiert 12.05.2012

Reiterrreise in Georgien - Vashlovani Trail oder „Gary‘s erstes Lächeln“

Da stehen sie, unsere sechs kleinen struppigen Freunde, die uns in den nächsten sechs Tagen durch  den Vashlovani Nationalpark tragen sollen. Viel ist an den meisten nicht dran und der kleine Braune namens „Skelett“ trägt diesen Namen zu Recht. Wir stehen etwas ratlos nach vier Stunden Fahrt von Tiflis auf dem kleinen Hof, hier gibt es weit und breit keine Alternative, weder für uns noch für die Tiere. Die Sättel sind einfache Holz-Metallkonstruktionen, die auf grosse filzigen Deckenunterlagen gepackt werden, - Schaumstoffkissen drauf, ein grosser Gurt um Pferde und Material und es kann losgehen. Die Verteilung ergibt sich irgendwie fast von selbst, - Sabine bekommt den braven Schimmel, Peter und Carmen die robusten Braunen ,  Anne entscheidet sich für eine junge Stichelfuchsstute und Dana fühlt sich zum mageren kleinen Schimmel hingezogen, der in der Regel hinter der Gruppe hinterherzottelt, so dass sie ihn spontan Gary nennt (frei nach der Sponge-Bob‘ Schnecke).

Die nächsten 6 Tage führen uns über Hügelketten, die an der Grenze zu Aserbeidschan in ihrer ganzen Verschiedenartigkeit vor uns liegen, herrlichen grossen Kulturflächen, der zerklüftete dicht bewachsene Nationalpark, steppenartige Landschaft,  am Horizont meist die mächtigen Berge des Kaukasus. Keine Strasse, kein Auto, kein Dorf, sehr wenige, vereinzelte Schäfereien und kleine Höfe, die wie winzige Punkte in dieser grossartigen Landschaft liegen. Häufig nicht bewohnt, da viele Hirten mit ihren Herden unterwegs zum Alpauftrieb sind. Die Sonne brennt und der Bedarf an Wasser und Lichtschutzfaktor wächst, - da unser Fahrer Guia an jeder Etappe unserer rund 6-7stündigen Ritte auf uns wartet, ist Nachschub aber nie ein Problem. Wir lieben die Flexibilität mit der unsere junge französische „Guide-in“ Audrey mit uns zusammen einen Platz zum Nächtigen sucht, wir schlagen unsere Zelte auf, wo immer wir es schön finden. Guia und Audrey kochen für uns – es ist immer ausgesprochen lecker, die georgische Küche bietet eine Menge an einfachen aber schmackhaften Eintöpfen, - selten kalorienarm, mit wenig Fleisch. Wasser gibt es wenig, die meisten Wasserlöcher sind schlammig, oft salzig, zum Waschen werden wir in den sechs Tagen nur einmal einen Kuhtränke nutzen können. Glücklich wer ausreichend Feuchttüchlein sein Eigen nennt.

Auf unserem Ritt entdecken wir grossartige Landschaften, Steppe, dichte Wälder, Hügelketten, weite Ebenen mit riesigen Schafherden, die uns auch regelmässig zum Traben und Galoppieren einladen. Täglich sehen wir Landschildkröten jeder Grösse und Schlangen, viele davon gross und giftig. Wir haben ordentlich Respekt und bewegen uns entsprechen vorsichtig und bewusst.  Doch nicht nur die Reptilien sind giftig, auch die Hirtenhunde , denen wir begegnen finden uns „vertreibungswürdig“. Gott sei Dank nehmen es unsere Pferde gelassen und Audrey wirft sich jeweils mutig zwischen uns und die Meute von bis zu 10 grossen Hunden. Die Schäfer mustern uns meist nur misstrauisch, - auf den Stock gestützt beobachten sie in der Regel das Spektakel das wir ihnen bieten. Es gibt auch die Momente der absoluten georgischen Gastfreundschaft, als uns ein Bauer in seine mehr als  einfache Unterkunft einlädt, uns freundlich zum Trinken des selbstgebrannten „Cha-Cha“ nötigt und jede „Vergütung“ dafür entschieden ablehnt.  Auch nette Hunde gibt es, die uns im Camp besuchen und uns aus einiger Distanz freundlich aber zurückhaltend mustern, bevor sie uns den ganzen Käse stehlen und sich aus dem Staub machen.

Über all die Tage staunen wir über unsere Tiere,  trotz langer Ritte halten sie  gut durch.  Das „Skelett“ übernimmt bei jedem Galopp die Führung, mein kleiner Schimmel mutiert zum „kleinen Prinz“ und Dana‘s Gary, der sich ständig in sein langes Anbindeseil verwickelt und Hunde geradezu magisch anzieht, wird zu „Mamas Liebling“- jede seiner Aktionen wird umgehend kommentiert und fotografiert.  Dana bringt’s am 2. Tag auf den Punkt als sie ihren Liebling am Morgen mit den Worten „Gary du lebst noch, - das ist ein guter Anfang“ begrüsst. Beim Mittagessen unter schattigen Bäumen phantasieren wir  bereits über das entsprechende Fotoalbum „Garys erste Ausritt“ „Garrys beginnt zu springen“ usw.

Nach sechs erlebnisreichen Tagen erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt, wir haben viel gesehen und erlebt, wir haben einen Einblick in die georgische Kultur erhalten, die wir teils herzlich, teils aber auch als schwierig erlebten, insbesondere die Gespräche mit unserem Fahrer gestalteten sich nicht immer einfach. Wir sind dankbar, dass wir und unsere Tiere gesund zurückkehren durften, da hat der hl. Georg, Schutzpatron der Reiter und der Georgier, der uns in Form einer kleinen Plakette begleitete, gute Arbeit gemacht. Wir verabschieden uns von unseren Tieren und fahren wieder nach Tiflis - eine Stadt die sich im Aufbruch zwischen den Welten befindet. Als ich mich umdrehe, ich schwöre, - da sehe ich tatsächlich „Garys erstes Lächeln“.

Unsere Tipps

  • Unsere wunderbare Begleiterin Audrey, bewährt in allen Situationen. Solange sie noch in Georgien ist sollte man dieses Land, dass nur wenige Flugstunden und dennoch manchmal Lichtjahre entfernt scheint, unbedingt besuchen. Kleine Gruppen, individuelle Betreuung, faszinierende Person ! Caucasus Trekking Company

  • Wer noch die ursprüngliche Kultur kennenlernen möchte - Tiflis und die Reittour jetzt buchen, das Land verändert sich stark und wir sind auch nicht sicher wie lange Audrey noch dort sein wird 

  • Unser hübsches traditionelles Gasthaus in Tiflis, harte Betten, herzliche Gastgeber, grandioses Frühstück für 14 Euro, besser als jedes gesichtslose Hotel (Marina Guest House)

  • Insektenspray  und langärmlige helle Hemden um die zahleichen  Zecken abzuwehren, auch eine Zecken Impfung scheint uns empfehlenswert

  • Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor

  • Tiflis, Grossstadt der Gegensätze mit rund 1.5 Mio Einwohnern. Neben alten kommunistischen Plattenbauten, alte verfallene aber auch renovierte Altbauten, traditionelle Märkte neben modernen Einkaufsstrassen, touristische Gastronomieszene neben traditionellen Restaurants. Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt, trotzdem empfehlt es sich einen Guide zu engagieren oder sich einer geführten Gruppe anzuschliessen, da fast alles auf Georgisch beschriftet ist und man mit Englisch nur selten durchkommt.

 

Gebucht bei Pferd+Reiter.