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                                                                                                              Aktualisiert 08.08.2013

06. - 13. Juli 2013

Karpaten – Rumänien

Es gibt sie doch, die Blutsauger…

Was wir über Rumänien, die Karpaten und Transsilvanien bisher wussten? Um ehrlich zu sein, nicht viel, - in etwa das was man im „Tanz der Vampire“ so über Land und Leute erfährt, - Blutsauger, dichte Wälder und ländliche Gegend und beeindruckende Schlösser.

Dass es uns dieses Jahr für ein Reittrekking doch dorthin gezogen hat, war also weniger ein lang gehegter oder gut geplanter Wunsch sondern liegt an der rumänischen Abstammung unserer österreichischen Reitkolleginnen, - wir haben miteinander Indien und Georgien „be(st)ritten“, da sind wir auch zum dritten Mal gerne mit dabei.

Der Flug nach Bukarest ist überschaubar, nach etwas über zwei Stunden landen wir in der Hauptstadt. Von dort sind es mindestens 5 Stunden mit dem Auto, wenigstens wenn man wie wir die rumänische Antwort auf Sebastian Vettel hat. Die Fahrt ist trotzdem einigermassen kurzweilig, - die weite Ebene, weit am Horizont die Ausläufer der Ostkarpaten. Trostlose Satellitenstädte mit Plattenbauten wechseln sich mit touristischen Orten und ursprünglichen Dörfern mit Pferdekutschen ab. Die letzte Stunde mit dem Jeep über einen Waldweg hoch in die Berge, wo uns eine wunderschöne Berghütte, ein sympathischer Guide, unsere Reitkolleginnen und eine der wunderschönsten Landschaft erwarten. Ausserdem gibt es reichlich freundliche Hunde und 17  Lippizanermix  jeder Altersklasse. Uns fällt auf wie neugierig, zutraulich und ausgeglichen die Herde ist, - so haben wir es noch nie gesehen.

Am nächsten Morgen geht es auf unser 6tägiges Reittrekking, - das Umpacken der Kleidung und Schlafsäcke in Packtaschen, die Beladung des Packpferdes und das Füttern und Satteln, alles komplett entschleunigt. Stunden später, - der Ritt führt durch  dichte Wälder über sanfte Hügel, paradox, landschaftlich erinnert mich das alles ein bisschen an den Jura oder Schwarzwald. Die Hitze des Vormittags entlädt sich in einem heftigen Gewitter, ein Wetterphänomen das sich in den nächsten Tagen regelmässig wiederholt.

Unsere erste Nacht verbringen wir im Zelt nahe einer grossen Viehherde - ein dutzend Jungpferde, 500 Schafe und rund 50 Kühe -, die von einigen Schäfern bewacht wird. Sie zeigen uns stolz die Zubereitung ihres wirklich guten Käses. Neben dem Käsen gehört die Überwachung der Tiere in der Nacht zum Schutz gegen Bären und Wölfe zu ihren Aufgaben. Geht ein Tier verloren, wird es den Schäfern vom Lohn abgezogen. Wie notwendig diese Überwachung ist, erfahren wir gleich in der ersten Nacht. Die Hunde der Schäfer melden nach dem Eindunkeln, die Anwesenheit eines Bären, den die Schäfer mit ihren Peitschen und den Hunden zu vertreiben suchen, - blöd nur, jetzt bewegt er sich in unsere Richtung, worauf unser Guide nun im Gegenzug, die ganze Nacht am Feuer sitzt, um uns und die Pferde zu bewachen.  Ein Gewehr hat niemand, aber nun wird der Zweck der langen Schäferpeitschen klar, das knallt auch, aber damit läuft man weniger Gefahr sich nachts auch nach ein paar Tuika sich gegenseitig schwer zu verletzen. Unsere Pferde weiden bis auf 2-3 Tiere, die angebunden werden,  die ganze Nacht frei, - auch das ein Novum. Am Morgen werden wir durch die Tiere geweckt, die schnaubend ganz nahe um unsere Zelte grasen. Wir sind immer wieder erstaunt, wie brav sie sich einfangen lassen, überhaupt keines der Tiere ist schwierig oder bedarf besonderer Vorsicht.

Am zweiten Tag sind wir mitten im Harghita Gebirge, wieder wechseln sich dichte Wälder mit wunderschönen Magerwiesen. Ein Bild das wir nur noch vereinzelt von Alpwiesen kennen, hier blühen Margeriten, Schafgarbe, Fingerhut, wilder Thymian, Minzen und vieles mehr. Unser Guide kocht in einem Topf eine Polenta mit den Steinpilzen und Pfifferlingen, die überall wachsen. Wir hören unweit wieder Hunde und wieder berichten die nahen Schäfer, dass die Kuhherde die sie hüten, einen Bären angezogen hat, der aber unverrichteter Dinge abziehen musste. Aber es zeigt uns wie gegenwärtig die Tiere hier sind – und warum unsere Tour ‚Bärentrail‘ heisst.  Grundsätzlich fühlten wir uns sehr sicher, aber nachdem es in der Nacht wieder geregnet hat, freuen wir uns nach einem schönen gemütlichen Ritt auf eine Übernachtung in einer Pension, mit sauberen schönen Doppelzimmern.

Der nächste Tag führt uns durch ein Szeklerdorf. Die Szekler sind ein Volksstamm ungarischer Abstammung, deshalb wird hier wie in der ganzen Gegend ungarisch gesprochen. Die Leute sind zurückhaltend aber freundlich, das Dorf lang und der Ritt erstreckt zwischen den verstreut liegenden Höfen über mehrere Stunden. Eine Zeitreise, - auf den Felder arbeiten  Menschen, die noch mit Heugabeln und mit Pferdekutschen Heu einbringen, die Häuser sind alle schön anzusehen, die Höfe aufgeräumt, ein bisschen wie ein Gang durch ein Heimatmuseum. Wir übernachten in einem Mehrbettzimmer, bei einer sehr netten Familie, mit angeschlossener Sägerei, die uns mit einem guten und wie so oft ziemlich deftigen Essen und dem obligaten Schnaps verwöhnt. 

Noch ein gemütlicher Ritt, eine letzte Übernachtung  in einer abgelegenen Jagdhütte, dann steht schon unser letzter Reittag mit 7 langen Stunden im Sattel auf dem Programm. Um den Bremsen zu entgehen, sollten wir um fünf Uhr morgens aufstehen. Aha, also nicht alle Blutsauger tragen schwarze Umhänge.  Wir durchreiten frühmorgens ein weites Tal, mit einer herrlichen Moorlandschaft, die nebelverhangen nochmals ganz andere Eindrücke bietet. Zum ersten Mal machen wir nun auch lange Galoppaden. Gegen Mittag löst sich der Nebel auf und bringt die angekündigten Plagegeister nun doch noch zum Erscheinen. So sind wir froh als der Weg wieder ansteigt und wir unseren Ausgangspunkt auf dem Berg wieder anvisieren. Oben empfängt  uns die  übrige Herde, freundlich, unaufgeregt. Am nächsten Morgen nehmen wir Abschied, von der schönen Landschaft, von den Freunden, unser Guide fährt uns noch zum Flughafen, - offensichtlich hat meine Reklamation über den Rennfahrer des Hinwegs gefruchtet, die beiden gondeln uns gemütlich nach Bukarest, wo wir gerade mal 10 Minuten vor dem Check-in Schluss ankommen und damit am Schluss unserer Ferien zur vertrauten Hektik zurückfinden.

Alles in allem eine tolle Woche. Wer schnelle Ritte und Vollservice oder Komfort erwartet, wird diese Reise nicht schätzen. Wer aber sehr gemütliche Ritte durch Wälder und Wiesen geniesst, gerne fernab der Zivilisation reist, gerne auch mal etwas mit anpackt und mit den einfachen Unterkünften und dem einfachen Essen gut klarkommt, erlebt eine Zeitreise in ein Land, dass sich fremd und trotzdem nie ganz unvertraut anfühlt.

Fazit: Rumänien, hier ist nicht nur Dracula ein Mythos..