Reiterrreise in Georgien - Vashlovani Trail
oder „Gary‘s erstes Lächeln“
Da stehen sie, unsere sechs kleinen struppigen
Freunde, die uns in den nächsten sechs Tagen durch den Vashlovani
Nationalpark tragen sollen. Viel ist an den meisten nicht dran und
der kleine Braune namens „Skelett“ trägt diesen Namen zu Recht. Wir
stehen etwas ratlos nach vier Stunden Fahrt von Tiflis auf dem
kleinen Hof, hier gibt es weit und breit keine Alternative, weder
für uns noch für die Tiere. Die Sättel sind einfache
Holz-Metallkonstruktionen, die auf grosse filzigen Deckenunterlagen
gepackt werden, - Schaumstoffkissen drauf, ein grosser Gurt um
Pferde und Material und es kann losgehen. Die Verteilung ergibt sich
irgendwie fast von selbst, - Sabine bekommt den braven Schimmel,
Peter und Carmen die robusten Braunen , Anne entscheidet sich für
eine junge Stichelfuchsstute und Dana fühlt sich zum mageren kleinen
Schimmel hingezogen, der in der Regel hinter der Gruppe
hinterherzottelt, so dass sie ihn spontan Gary nennt (frei nach der
Sponge-Bob‘ Schnecke).
Die nächsten 6 Tage führen uns über
Hügelketten, die an der Grenze zu Aserbeidschan in ihrer ganzen
Verschiedenartigkeit vor uns liegen, herrlichen grossen
Kulturflächen, der zerklüftete dicht bewachsene Nationalpark,
steppenartige Landschaft, am Horizont meist die mächtigen Berge des
Kaukasus. Keine Strasse, kein Auto, kein Dorf, sehr wenige,
vereinzelte Schäfereien und kleine Höfe, die wie winzige Punkte in
dieser grossartigen Landschaft liegen. Häufig nicht bewohnt, da
viele Hirten mit ihren Herden unterwegs zum Alpauftrieb sind. Die Sonne brennt und der
Bedarf an Wasser und Lichtschutzfaktor wächst, - da unser Fahrer Guia an jeder Etappe unserer rund 6-7stündigen Ritte auf uns wartet,
ist Nachschub aber nie ein Problem. Wir lieben die Flexibilität mit
der unsere junge französische „Guide-in“ Audrey mit uns zusammen
einen Platz zum Nächtigen sucht, wir schlagen unsere Zelte auf, wo
immer wir es schön finden. Guia und Audrey kochen für uns – es ist
immer ausgesprochen lecker, die georgische Küche bietet eine Menge
an einfachen aber schmackhaften Eintöpfen, - selten kalorienarm, mit
wenig Fleisch. Wasser gibt es wenig, die meisten Wasserlöcher sind
schlammig, oft salzig, zum Waschen werden wir in den sechs Tagen nur
einmal einen Kuhtränke nutzen können. Glücklich wer ausreichend
Feuchttüchlein sein Eigen nennt.
Auf unserem Ritt entdecken wir grossartige
Landschaften, Steppe, dichte Wälder, Hügelketten, weite Ebenen mit
riesigen Schafherden, die uns auch regelmässig zum Traben und
Galoppieren einladen. Täglich sehen wir Landschildkröten jeder
Grösse und Schlangen, viele davon gross und giftig. Wir haben
ordentlich Respekt und bewegen uns entsprechen vorsichtig und
bewusst. Doch nicht nur die Reptilien sind giftig, auch die
Hirtenhunde , denen wir begegnen finden uns „vertreibungswürdig“.
Gott sei Dank nehmen es unsere Pferde gelassen und Audrey wirft sich
jeweils mutig zwischen uns und die Meute von bis zu 10 grossen
Hunden. Die Schäfer mustern uns meist nur misstrauisch, - auf den
Stock gestützt beobachten sie in der Regel das Spektakel das wir
ihnen bieten. Es gibt auch die Momente der absoluten georgischen
Gastfreundschaft, als uns ein Bauer in seine mehr als einfache
Unterkunft einlädt, uns freundlich zum Trinken des selbstgebrannten
„Cha-Cha“ nötigt und jede „Vergütung“ dafür entschieden ablehnt.
Auch nette Hunde gibt es, die uns im Camp besuchen und uns aus
einiger Distanz freundlich aber zurückhaltend mustern, bevor sie uns
den ganzen Käse stehlen und sich aus dem Staub machen.
Über all die Tage staunen wir über unsere
Tiere, trotz langer Ritte halten sie gut durch. Das „Skelett“
übernimmt bei jedem Galopp die Führung, mein kleiner Schimmel
mutiert zum „kleinen Prinz“ und Dana‘s Gary, der sich ständig in
sein langes Anbindeseil verwickelt und Hunde geradezu magisch
anzieht, wird zu „Mamas Liebling“- jede seiner Aktionen wird
umgehend kommentiert und fotografiert. Dana bringt’s am 2. Tag auf
den Punkt als sie ihren Liebling am Morgen mit den Worten „Gary du
lebst noch, - das ist ein guter Anfang“ begrüsst. Beim Mittagessen
unter schattigen Bäumen phantasieren wir bereits über das
entsprechende Fotoalbum „Garys erste Ausritt“ „Garrys beginnt zu
springen“ usw.
Nach sechs erlebnisreichen Tagen erreichen wir
wieder unseren Ausgangspunkt, wir haben viel gesehen und erlebt, wir
haben einen Einblick in die georgische Kultur erhalten, die wir
teils herzlich, teils aber auch als schwierig erlebten, insbesondere
die Gespräche mit unserem Fahrer gestalteten sich nicht immer
einfach. Wir sind dankbar, dass wir und unsere Tiere gesund
zurückkehren durften, da hat der hl. Georg, Schutzpatron der Reiter
und der Georgier, der uns in Form einer kleinen Plakette begleitete,
gute Arbeit gemacht. Wir verabschieden uns von unseren Tieren und
fahren wieder nach Tiflis - eine Stadt die sich im Aufbruch zwischen
den Welten befindet. Als ich mich umdrehe, ich schwöre, - da sehe
ich tatsächlich „Garys erstes Lächeln“.
Unsere Tipps
-
Unsere wunderbare Begleiterin Audrey,
bewährt in allen Situationen. Solange sie noch in Georgien ist
sollte man dieses Land, dass nur wenige Flugstunden und dennoch
manchmal Lichtjahre entfernt scheint, unbedingt besuchen. Kleine
Gruppen, individuelle Betreuung, faszinierende Person !
Caucasus
Trekking Company
-
Wer noch die ursprüngliche Kultur
kennenlernen möchte - Tiflis und die Reittour jetzt buchen, das
Land verändert sich stark und wir sind auch nicht sicher wie
lange Audrey noch dort sein wird
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Unser hübsches traditionelles Gasthaus in
Tiflis, harte Betten, herzliche Gastgeber, grandioses Frühstück
für 14 Euro, besser als jedes gesichtslose Hotel
(Marina Guest House)
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Insektenspray und langärmlige helle Hemden
um die zahleichen Zecken abzuwehren, auch eine Zecken Impfung
scheint uns empfehlenswert
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Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor
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Tiflis, Grossstadt der Gegensätze mit rund
1.5 Mio
Einwohnern. Neben alten kommunistischen Plattenbauten,
alte verfallene aber auch renovierte Altbauten, traditionelle
Märkte neben modernen Einkaufsstrassen, touristische
Gastronomieszene neben traditionellen Restaurants. Wir haben uns
immer sehr sicher gefühlt, trotzdem empfehlt es sich einen Guide
zu engagieren oder sich einer geführten Gruppe anzuschliessen,
da fast alles auf Georgisch beschriftet ist und man mit Englisch
nur selten durchkommt.
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