24. Mai - 07. Juni 2014
Usbekistan –
Mountainbiker und Kultur in Zentralasien
Fotogalerie
Album von Regula und René
Kurzfassung: Usbekistan – Zentralsien, -
ausgesprochen lohnende und spannende Mountainbike Tour im
Nuratagebirge voll schöner Begegnungen. Danach 5 Tage Kulturreise
durch die geschichtsträchtigen Anlagen der bedeutenden Städte an der
Seidenstrasse. Interessante Gruppe, professioneller Guide,
gelungene, anstrengende Ferien. Unbedingt empfehlenswert. Wer nun
noch wissen will, wie man mit der Burka Velo fährt und ab wann
Haarwachstum an den Beinen stoppt, sollte weiterlesen….
Wo Usbekistan liegt? Zwischen Kasachstan,
Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Afghanistan, dort wo für die
einen der Pfeffer wächst oder die anderen die eigentliche
Seidenstrasse beginnt.
Beiläufig meinten die besten Nachbarn, dass sie
dort an einer Mountainbiketour teilnehmen werden, - da haben sie
doch die Rechnung ohne uns gemacht. Ohne zu wissen was uns genau
erwartet, - wir wollen mit, auch wenn dieses Mal wohl niemand
unseren Briefkasten leeren wird.
Die Vorbereitung nehmen wir ernst, ich schleppe
den Hometrainer ins Schlafzimmer, - es bleibt aber bei zwei rund
halbstündigen Trainingseinheiten, tja das muss reichen.
Abenteuerlich im Vorfeld gestalten sich bereits
die Visumsanträge, die rund 6 Wochen und einige Nerven der besten
Nachbarin beanspruchen, um da vier Tage vor Abflug doch noch
einzutrudeln. Auch Verpackung der Bikes und die ausgiebigen Besuche
unserer Männer in den umliegenden Bikeshops steigern die Erwartung,
-woher bekommen wir die durchstichsicheren Pneus und die
Pannenmilch? Braucht es Überzieher über die Schuhe oder Daunen in
der Matte? Wird es 5 Grad kalt oder 30 Grad warm?
Der Flug via Istanbul gibt genügend Zeit die 14
anderen Teilnehmer kennenzulernen, vorsichtiges Taktieren, erst
stapelt hier mal jeder tief.
In Taschkent bekommen wir zuerst eine
Stadtführung wir sind beindruckt von dieser 2.5 Mio Stadt auf rund
200 km2, - unzählige grosse Parkanlagen, viel Nationalstolz in
Gusseisen, prächtige U-Bahnstationen, die fast an Ballsäle erinnern,
viel Polizeipräsenz. Touristen sehen wir selten, wir sind bereits in
der Stadt eine Attraktion, ein beliebtes Fotomotiv für die
Einheimischen. Die Stadt wie auch das Umland pflegt einen sehr
gemässigten Islam, - wir sehen keine verschleierten Frauen, keine
Muezzin. Damit ist der Scherz mit der Burka auf dem Bike auch
erledigt, - kurze Hosen sind problemlos.
Am nächsten Tag bauen wir unsere Bikes
zusammen, wir sollen mit dem Bus ins Nuratagebirge gebracht werden,
in dem wir dann rund eine Woche unterwegs sein werden. Ein
nächtlicher Ausflug des Hotelpersonals mit unseren Rädern kann noch
rechtzeitig gestoppt werden, die Jungs waren wohl zu fasziniert von
unseren Fullys, so kann es am nächsten Morgen rechtzeitig losgehen.
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Der erste Tourtag gestaltet sich noch easy,
einzig die Sonne zeigt was sie hier in Zentralasien zu leisten
vermag, von wegen 25 Grad, auf der Strasse messen wir über 40.
Leider schwächelt die beste aller Nachbarinnen am nächsten Tag und
muss samt ihrem Bike im geländegängigen 4x4 zwischen Töpfen, Eier,
Zelten und Werkzeug transportiert werden. Im Lauf der nächsten Tage
werden einige von uns, ihr Gesellschaft leisten. Die nächsten Tage
sind hart, vor allem die der Königsetappe mit rund 70 km und 1200
Höhenmeter, es ist heiss. Wir erregen einiges an Aufmerksamkeit,
Touristen sind hier selten und dann noch mit vollgefederten
Drahteseln. Einige Junge versuchen immer wieder mal unsere Bikes
gegen ihre Esel zu tauschen, an manchen steilen, mühsamen
Abschnitten ein durchaus verlockendes Angebot, aber wie soll das
Tier dann am Schluss in den Transportkarton?
Also weitertreten oder auch mal ein Stück im
Transportbus mitschaukeln. Wir gehen manchmal an die Grenze unserer
Leistungsfähigkeit und wie einmal fachmännisch diagnostiziert wird
„Ich bin so müde, mein Körper hat schon das Haarwachstum an den
Beinen eingestellt..“
Mehrfach werden wir in Gärten und Häuser
eingeladen, wir sind eine willkommene Abwechslung und wir schätzen
den Einblick in die Lebensweise sehr. Besonders als wir an einem Tag
von einem Gewitter überrascht werden. Innerhalb von Minuten werden
die schöne Naturpisten zu unpassierbaren Lehmpisten, die Reifen sind
von einer 5 cm Lehmschicht umwickelt, nur auf den Wiesen kann man
überhaupt noch fahren, wir sind dreckiger als jeder Knirps in in der
Waschmittelwerbung. Dennoch werden wir in ein Haus eingeladen,
bekommen Tee und haben Spass mit den Familienoberhaupt und den
kichernden Frauen, die uns aus der Türe heraus beobachten. Mal
ehrlich, würden wir 14 nasse, dreckige Touristen in unser Haus
einladen?
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Überhaupt sind wir erstaunt, die Häuser sind
oft einfach, manchmal auch schön verziert, immer sehr ordentlich und
gepflegt, und wir sehen auf der Strecke nie Müll der herumliegt.
Praktisch alle Dörfer haben Strassen und Strom, eine
Hinterlassenschaft der Russen, die dieses Land fast 100 Jahre lang
regierten.
Wir zelten an schönen Orten, fast immer hat es
einen kleinen Fluss in der Nähe. Das Essen ist hervorragend, der
befürchtete „Schafseintopf“ bleibt aus und nur die
Verdauungsprobleme, die uns einen nach dem anderen befallen,
verhindern eine Gewichtszunahme, denn nicht nur das Essen auch das
kühle Bier und der Vodka helfen den Kalorienverbrauch auszugleichen,
- nicht gerade was man unter „Energydrink“ verstehen würde..
Unser Tourguide Thomas kennt sich nicht nur
hervorragend aus, er kennt jeden Feldweg, während unsere Crew da
deutlich öfter die Orientierung verliert (kommt daher das Wort
„orientalisch“?) und wir häufiger auf Getränke und Zelte warten
müssen. Thomas bleibt ruhig aber bestimmt, ein Guide wie man ihn
sich in allen Situationen wünscht. Auch darüber hinaus ist er unsere
österreichische Variante der Encyclopedia Britannica, ob politisch,
historisch, kulinarisch, geographisch Thomas kennt sich aus und
teilt sein Wissen gern, - ein geborener Unterhalter und Guide,
besser geht nicht, kein Wunder sind die meisten Teilnehmer nicht das
erste Mal mit ihm unterwegs.
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Nach 7 Tagen Biken stehen Sightseeing Touren in
Buchara und Samarkand auf dem Programm. Arthur unser usbekischer
Guide erklärt im charmanten „Goethe-Institut-Deutsch“ die Geschichte
und die Sehenswürdigkeiten der Städte und deren gibt es unendlich
viele. Wir bewundern 600jährige Türme, Moscheen, Mosaike, Mausoleen,
Brunnen, mit goldenen Inschriften und Ornamente, Stuckarbeiten,
Marmor und Edelsteinen, Abbilder des Taj Mahal und der Alhambra es
gibt einfach unglaublich viel zu sehen. Die Nekropole, eine ganze
Strasse voll mit Mausoleen, auf der wir neben den vielen prächtigen
Grabmäler die Hauptattraktion zu sein scheinen. Die Bibi Khanum
Moschee, der Namensgeberin, wegen eines Kusses vom Turm gestürzt
wurde, aber dank ihrer vielen Seidenkleider überlebte und sozusagen,
die Erfinderin des Fallschirms wurde. Der Registan Platz mit seinen
drei wunderbaren Medressen ( ein Begriff den ich bis dahin mit
französischen Geliebten in Zusammenhang brachte). Die Geschichte der
Städte voller Legenden von Dschingis Khan über Amir Timur und
Ulugbek. Natürlich ab dem dritten Tag der „Tempel-Effekt“, den
viele von Thailand kennen: Bitte, bitte nicht noch ne Moschee…..
Zur Abwechslung verbringen wir einen ganzen Tag auf einem Basar, an
dem wir praktisch keine anderen Touristen sehen. Auch der Besuch
eines sehr authentischen Hamam gehört zu unseren „Live-Events“.
Fazit: Das war wirklich eine tolle Idee von den
besten Nachbarn und deren Freunden, wir werden weiterhin die Ohren
spitzen, wenn sie von ihren Plänen erzählen. Wir hoffen bei allen
hat der Muskelkater nachgelassen, die Haare wachsen und die
Verdauung klappt wieder und vor allem die Eindrücke waren bei allen
so nachhaltig wie bei uns.
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