23. Juli - 08. August 2014
Groenland -
Isländer, Gletscher, Eisberge und viel Grün
Pferd
im Boot
Kajak
Faltbecher
Fotogalerie
Epilog
Frage an Radio Greenland: Wie bringt man
einen Grönländer dazu, die Augen gen Himmel zu drehen?
Mit der Frage: „Also ich bin ja wirklich
überrascht wie grün das Land ist“ (Boah, und woher glaubst du kommt
der Name Greenland?)
Frage an Radio Greenland: Wie schafft man es
dann noch denselben Grönländer eine komplette „Eskimo-Rolle“ mit den
Augen machen zu lassen?
Mit der Feststellung: Ich hätte ja gedacht,
dass es bei euch im Sommer immer saukalt ist (Tja und ich dachte bei
euch im August sei es heiss und warm, - Grüsse an den Sommer 2014)
I.
Schade das man hier nicht reiten kann….
Mit Träumen ist das ja immer so eine Sache,
meist malt die Realität nicht in den gleich schönen Farben.
Grönland, das in den Träumen in der Regel schwarz-weiss ausgestrahlt
wird, überraschte in jeder Beziehung. Doch mehr als das, - nicht in
meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorgestellt, dass das
Ladakh-Reit-Team, dass 2010 durch Pferd&Reiter unter widrigsten
Umständen am Himalaja zusammengeführt wurde, sich im Eis
wiederfindet. Richtig glauben kann ich es erst als wir in Kopenhagen
auf unsere patente Gruppe stossen. Dana und Anne unsere in allen
Lebenslagen robusten Dental-Docs und Ulrike, unsere in jeder
Hinsicht umwerfende Vet erwarten uns dort für einen Zwischenhalt, wo
wir eine erste lange Nacht verbringen, es gibt soooviel zu erzählen.
Am nächsten Morgen, 5 Stunden Flug und 4
Stunden Zeitverschiebung später sind wir in Narsarsuaq, kaum zu
glauben ist dieser winzige Ort einer der beiden internationalen
Flughäfen der Insel. Viel mehr als ein Hotel und einen winzigen
Hafen (der noch prominenten Besuch erhalten soll), ein hübsches Café
und ein Militärmuseum gibt es nicht. Es ist warm fast 20 Grad,
einzig die kleinen Eisberge, die im Fjord treiben erinnern uns
daran, wo wir uns befinden. Mit Jytte unsere dänische Guide, machen
wir uns auf den Weg, wir setzen über auf das andere Ufer des Fjordes
wo uns ein beschauliches Dörfchen Qassirsuk erwartet (laut Wikipedia
47 Einwohner). Grüne Hügel, Schaffarmen, ein Hostel, ein kleiner
Dorfladen, eine Schule und eine kleine Kirche. Ein hübscher
kleiner Fik (die Tatsache das Fik Ort heisst, hebt die Stimmung noch
ein paar Mal). Wir beziehen das hübsche kleine Ferienhäuschen der
Lehrerin, und machen uns auf den Weg durch das Dorf. Eric der Rote,
wacht als grosses Denkmal über das von ihm gegründete Dorf, noch
heute erinnern einige Ruinen daran. Ob es stimmt, dass er dieses
Land nur unter „marketingtechnischen Gesichtspunkten“ Greenland
taufte, um mehr Wikinger anzulocken oder er tatsächlich ab dieser
grünen Küsten beindruckt war, wissen wir nicht, aber glauben könnten
wir das schon. Auf unserem Rundgang sehen wir schon die ersten
Isländer, kräftige, gesunde, wohlgenährte Tiere.
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Jytte bekommt einen Anruf, ein Tier soll mit
dem Boot gebracht werden, - selbst Jytte ist überrascht. Wir eilen
an den Hafen und in der Tat, da steht er, Luis, der Isländer, steht
in einem winzigen Motorboot, einzig am Zügel festgehalten, selbst
als das Boot auf das Ufer schrammt, steht der kleine stolz wie ein
Wikingerfelsen und selbst das Aussteigen über rutschiges
Bootsplastik, meistert er souverän. Ein richtiges Seepferdchen, -
alle verlieben sich auf Anhieb in ihn. Doch auch die anderen
Kollegen, die wir am nächsten Tag zugeteilt bekommen, sind würdige
Vertreter eines Isländer mit Wikinger-Grönlandblut. Da gibt es
Piccolo der schwarze Mutige, Sofus ein stämmiges Füchschen, Blauauge
und der kleine Onkel, alle wahrscheinlich schon lange nicht
geritten, aber nervenstark und vorangehend, trittsicher und folgsam
jeder von uns findet seinen Liebling. Selbst der kleine Braune, der
dank seiner kurzen Stirnfransen, schnell die japanische Geisha
heisst, aber eine unerklärliche Angst vor dem Satteln hat, findet in
unserer angehenden Farmerin Anne eine einfühlsame und liebevolle
Reiterin. Die ersten Kilometer sind noch etwas hektisch, aber nie
wirklich schwierig. Unsere Tiere hasten die strutzigen, felsigen
Hügel extrem zügig hinauf, wir müssen sie immer wieder zum Pausieren
zwingen. Von hier oben überblickt man das Dorf und den Fjord, heute
es ist neblig und frisch. Unterwegs beobachten uns zwei kleine
Füchse, hin- und hergerissen zwischen Neugier und Angst. Wir
übernachten in einer kleinen Schaffarm ganz am Ende des Fjordes,
zwei Brüder, leben dort in zwei Häusern, um die einige, meist
unbrauchbar gewordene Traktoren stehen. Der eine Junggeselle,
bietet uns die Schlafgelegenheit, die sagen wir es mal vorsichtig,
eher sehr einfach ist. Das Essen im anderen Haus, das dagegen sehr
ordentlich geführt scheint. Seine Kinder sind wie alle Kinder hier
sehr wild, lebhaft und toben unermüdlich herum. Wir bekommen einen
sehr guten Fisch, vom Hausherrn selbst zubereitet. Die Frau sei
weggelaufen, wir hoffen sie kehrt nach Hause zurück. Am Abend lassen
wir anlässlich der fernen, heute volljährigen Tochter kleine
Papier-Heissluftballons aufsteigen. Die Kinder haben auf jeden Fall
Freude und wir haben zu tun, die abgebrannten Hüllen wieder
einzusammeln.
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Der nächste Morgen ist immer noch etwas trüb,
aber es wird schon immer wärmer, unsere Tiere klettern wie die
Bergziegen die Hänge hinauf.. Die Gegend erinnert an Filme wie „Herr
der Ringe“ oder an Norwegische Fjorde. Einzig die allgegenwärtigen
Eisberge vergegenwärtigen, es gibt keine Vergleiche, keine
vergleichbare Gegend. Die Wiesen sind dank der Blumen, Moose und
Sträucher ssehr farbenprächtig. Wir übernachten in einem hübschen
Ferienhäuschen, einer sehr netten Familie, die sich an diesen
wunderschönen Fjord ein schönes Haus gebaut haben. Das das
Badezimmer mit einem Vorhang abgehängt wurde und die Dusche noch
nicht funktioniert, kann man anhand der hübschen Zimmer und des
guten Essens gerne nachsehen. Noch 1-2 Winter, dann ist das sicher
auch fertiggestellt. Avajaya, die Hausherrin kocht nicht nur
exzellent, sondern zeigt uns auch stolz die Tracht, in eine paar
Tagen feiert das Ort ein Fest, da werden die Seehundstiefel und die
selbstgemachten Perlenumhänge wieder gebraucht.
Der nächste Morgen bringt dann wieder einen
wunderschönen Tag, die Bergseen, die wir sehen, sind klar und
spiegeln die umliegenden Berge, die Moose sind warm und schön. Am
Mittag liegen wir lange und verträumt und unsere Rast dauert oft
länger als nötig, wir geniessen es unsere Seelen baumeln zu lassen.
Unsere Kletter-Isis vollbringen Grossartiges, - wie sagt die beste
aller Tierärztinnen: Wenn man hier wandern würde, würde man sagen:
„So ein fantastische Gebiet, schade, dass man hier nicht reiten
kann..“
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Übernachtet wird wieder auf der anderen
Fjordseite, ein kleines Ferienhaus mit komfortabler grosser
Terrasse, die zum Sonnen und zum morgendlichen Yoga einlädt. Wir
teilen das Häuschen mit einer Wandergruppe, die morgens jeweils
losziehen spät heimkommen und dann noch kochen müssen. Wir hingegen
werden jeweils im Haupthaus bekocht, eine super Möglichkeit mehr
über das Leben der Grönländer zu erfahren und „deren Sprache“ zu
erlernen. Also ein „Hallo, wie geht’s?“ auf grönländisch: Linke
Augenbraue leicht hochziehen, ein „Gute Nacht, schlaft gut“ –
leichtes Nicken. Gottseidank sind die Frauen etwas gesprächiger..
Heute keine Koffer packen, wir machen eine
grosse Runde in die Gegend, - erneut ein wunderschöner Tag, wir
machen extrem viele Höhenmeter (und sehen von weitem etwas mitleidig
unsere Wandergruppe). Eine freilaufende Pferdeherde begleitet uns
ein kurzes Stück, der schöne schwarze Isi Hengst wacht eifersüchtig
über seine Damen und macht sich in der blühenden Landschaft
ausgezeichnet. Nach dem Abendessen „fangen“ wir einen Eisberg ein, -
schlussendlich brauchen wir Eis für die Drinks. Wir lassen den Tag
auf unserer Sonnenterasse ausklingen, bis 23.00 Uhr scheint die
Sonne, wir lauschen dem Krachen der kalbenden Gletscher und sind
einfach nur grönländisch glücklich.
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Bei bestem Wetter geht es am nächsten Morgen
nach Hause, - tschüss ihr muskelkatergeplagten Wanderer, wir reiten
der Küste entlang und legen uns am Mittag am Fjord für eine lange
Mittagspause auf die warmen Steine. Im Fjord ein seltsame Aufregung,
ein dänisches Kriegsschiff und eine luxuriöser Dampfer, es geht das
Gerücht um, der Kronprinz von Dänemark komm. Noch einmal geht es ab
in die Berge, brav machen die Isis diesen Umweg und bringen uns auf
schmalen Bergwegen dann auf einem weiten Bogen ins Dorf. Dort laufen
die Vorbereitungen für das 90jährige Jubiläum von Qassirsuk auf
Hochtouren, Frauen binden Blumengestecke. Unsere Gastgeberin, Ellen
die Lehrerin , bekocht uns ganz vorzüglich und beantwortet geduldig
unsere Fragen.
Der letzte Tag beginnt mit einem Besuch der
Feierlichkeiten, das kleine Dorf hat sich versammelt, die meisten in
Tracht, eine lange Rede und ein grönländisches Lied, wir erhalten
nette aber auch einige abweisende Blicke. Wir ziehen uns zurück und
wandern zu Fuss rund 2 Stunden, auf die andere Fjordseite um mit
dem Kajak eine Runde durch die Eisberge zu drehen. Die Riesen liegen
im Wasser und erinnern an riesige Käselaibe, mächtige Tore,
Wolkenschlösser, die Farbskala reicht von schneeweiss bis blau - auf
einmal kracht es, einer der Kolosse dreht sich direkt vor uns, was
für ein Erlebnis! Wir fahren zurück ins Dorf, wo es mittlerweile
geselliges Treiben mit Kaffee und Kuchen gibt und Vorführungen mit
dem Kajak. Heute müssen wir über den Fjord zurück ins Hotel von
Narsarsuaq, wo der Flughafen liegt. Dort einiges an Aufregung, aha,
wirklich der Kronprinz…..
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Wir verbringen eine letzte gemeinsame Nacht in
einem grossen Hotel mit Sanatoriums Charme. Am nächsten Morgen noch
eine kleine Wanderung auf den Berghügel neben dem Flughafen, von
hier sieht man die Gebäude der ehemaligen US Militärstation
besonders gut, auch ein letzter sehnsüchtiger Blick nach Qassirsuk,
dieses winzige Dorf hat es uns angetan. Dann müssen drei der fünf
Musketiere auf den Flieger und auch von Jytte unserer einmaligen
tollen Guide müssen wir uns verabschieden. Die Zurückgebliebenen
klettern auf die grossen ausgedienten Tanklager, direkt an der
Flugpiste, um ein letztes Foto des Abflugs zu machen und zu winken -
herrlich verboten… Tschüss ihr Lieben, man sieht sich, danke, danke,
danke dass ihr meinen Traum so farbig gemacht habt.
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