Die
Vorfreude auf unsere 2. Hochtour nach dem Wildstrubel ist bei
Peter deutlich grösser als bei mir. Voll Elan rüstet er
mich mit
allen dazu lebensnotwendigen Utensilien aus, - Pickel,
Steigeisen, Klettergurt, neue steigeisenfeste Bergschuhe, neuer
Rucksack....halt so das Notwendigste...
Bergsport Bächli lässt danken.
Das meine kletterbegeisterte
Schwester überraschend dabei sein kann, freut mich zwar sehr, setzt
mich aber wieder einmal dem Familiendruck aus, - "kleine" Schwestern
waren und sind schon eine Plage, wenn es um sportliche
Höchstleistungen geht.
Der Transport ins Objekt der Begierde
mit der Triftbahn erweist sich als komplizierter als gedacht, obwohl
wir einen frühen Zug (5.21 ab Uster) nehmen und bereits um 9.16 Uhr
in Nessental bei der Talstation sind, müssen wir über 2 Stunden auf
den Transport warten. Die Zeit überbrücken wir mit Ausprobieren des
Materials, Kennenlernen und "Sünnele", schlussendlich ist es einer
der heissesten Tage des Jahres.
Endlich nach oben geschaukelt,
packen wir es gleich an, - die 1.5 Stunden zur Triftbrücke sind
steil und dicht an dicht bewandert. Die Brücke selbst ist belagert,
aber natürlich als längste Hängebrücke von Europa sehens- und
begehenswert.
Der Weg zur Hütte windet sich dann weiter steil neben
dem Gletscher empor, die 1300 Höhenmeter bei dieser Hitze erscheinen
mir endlos, ich habe Mühe Schritt zu halten. Der Weg ist
streckenweise etwas ausgesetzt, aber immer gut mit Ketten gesichert.
Mein "untrainierte" Sis marschiert tapfer vorne weg, ihr hochroter
Kopf lässt mich aber ahnen, dass auch ihr die Anstrengung zusetzt.
Die Trifthütte ist voll bis
auf das letzte Bett bzw. Platz. Nach einem guten Essen und
einer unruhigen Nacht werden wir um 4.15 Uhr von Dimitri
unserem unermüdlichen Bergführer geweckt. Die Suche nach all
den Utensilien im nachtschwarzen Massenschlag erweist sich
dann doch noch als herausfordernd, schlussendlich tauchen
aber auch meine Wandersocken wieder auf und es geht Richtung
Gletscher. 700 Höhenmeter gilt es als erstes zu überwinden,
wir gehen auf Steigeisen und am Seil. Dabei überqueren wir
etliche Gletscherspalten, die meisten unspektakulär, aber
als auch Dimitri vorne schnaubt "hei, die isch aber tüüf"
tänzeln wir elegant und scheinbar schwerelos über die
Schneebrücke, - man macht sich halt so "leicht" man kann.
Nur Stefan das 'Schwergewicht' brach ein... Auf 3081 die
ersehnte Wasserscheide 'Underi Triftlimi', über die wir dann
auf den Rhonegletscher wechseln. Technisch bedeutet das
keinen grossen Unterschied immer noch Eis, immer noch
Gletscherspalten, - nun einfach bergab. Die Farben sind
beeindruckend, - weiss, blau, grau, braun und selbst durch
Algen rot gefärbtes Eis und Schnee gibt es. Die neuen
Wanderschuhe drücken offensichtlich auch auf den Sehnerv -
es tut weh, ich hab keinen Blick mehr für die Schönheiten.
Gottseidank hat Dimitri meinen Mann direkt vor mich
gebunden, der nun fotografiert was das Zeug hält und mein
Leiden in 495 Bildern festhält. Der Abstieg zieht sich
weiter über Steinfelder und kilometerlanger Hüpftour über
lauter kleine Gletscherspalten unter denen man das Wasser
gluckern hört.
Nach 6 oder 7 Stunden erreichen
wir den Parkplatz Belvedère beim Aussichtspunkts des
Rhonegletschers, irgendwie unwirklich, die vielen Leute in
Sandalen und kurzen Hosen, nachdem wir an diesem 2. Tag keinem
Menschen begegnet sind.
Fazit:
Ein Highlight war unsere
Seilschaft, - Dimitri ...........Bergführer, Koch, Therapeut,
Rucksackträger; Mutmacher und einfach immer da wenn man ihn braucht,
- mein Mann, Stefan und Uli, ebenfalls "always a helping hand", -
ich möchte mit niemanden anderen an einem Seil hängen.
Fluoreszierende Wandersocken sind
eine Marktlücke.
Gletschertouren sind schön, aber
anstrengend, auch auf dem Gletscher kann es sauheiss werden und
obwohl ich ansonsten total gegen den Rückgang der Gletscher bin, an
dem Tag hätte das Ding ruhig etwas kürzer sein dürfen.